Evolve Turtle Rocks Next-Gen Multiplayer Game

Hannes Letsch10 Minuten Lesezeit

Übersicht
2K Games, 2014

Neben packenden Einzelspielermodi ist der individuelle Konkurrenzkampf zwischen den Spielern, der ab und an in Gruppenkonkurrenzen, kurz Team-Kämpfen, eingebettet ist, das Kernelement momentaner Videospiele. Sie garantieren dem Spieler Herausforderungen, daraus resultierend Motivation, Spaß, Spannung - und somit schöne Freizeitstunden. Das Spiel hält gleichsam immer länger seine Popularität und Beliebtheit auf hohem Niveau und etabliert sich dadurch nach und nach in der Videospielszene, was heutzutage im Sinne vieler jährlichen Auskopplungen wie etwa der „Call of Duty“-Reihe (zuletzt: „Call of Duty: Ghosts“, 2013, Infinity Ward), relativ selten geworden ist. Das Spielprinzip in solchen kompetitiven Mehrspielern war bisher stets symmetrisch geprägt: Eins gegen eins bis 32 gegen 32 Spieler waren die Regel. Abseits davon gibt es noch reine kooperative Mehrspielermodi, etwa wie „Left4Dead“ (2008, Turtle Rock Studios), in denen bis zu vier Spieler gegen eine künstliche Intelligenz (KI) antreten und versuchen in allen auftretenden Kämpfen zu bestehen. Die Macher dieses Spiels, Turtle Rock Studios, entwickelten die Idee des asymmetrischen Mehrspielerkonzepts, das bereits in „Left4Dead“ zu erkennen war und mittlerweile auf dem Vormarsch ist (siehe das kommende Spiel „Dying Light“), weiter und riefen das Projekt „Evolve“ ins Leben.

Das Asymmetrische an Evolve

Jeder, der sich ein kooperatives Mehrspielerspiel zu Gemüte geführt hat, dürfte sich daran erinnern, dass Gegner, die KI besitzen, entweder zu übermächtig sind (eher selten) oder aber meist sich zu vorhersagbar verhalten. In jedem Fall sind sie viel zu weit davon entfernt, was man als intelligentes, rational nachvollziehbares oder sogar menschliches Verhalten bezeichnen könnte. „Evolve“ umschifft diese Falle, indem der Hauptgegner im Spiel, ein recht grässliches Monster, ebenfalls von einem weiteren Spieler gespielt wird. Vier weitere Beteiligte stehen diesem gegenüber und versuchen im Team das Monster zu erjagen. Damit ist „Evolve“ kooperativ innerhalb der Vierergruppe und kompetitiv unter Hinzunahme des fünften Spielers. Das klingt auf den ersten Blick sehr unfair, ist es doch asymmetrisch. Wie soll einer allein gegen vier bestehen können?

2K Games, 2014

„Evolve“ spielt auf einem nassen, mit Dschungel bedeckten Planeten namens „Shear“, der im Zuge der menschlichen Kolonialisierung fremder Planeten entdeckt und mit Schwerindustrie besetzt wurde. Die Tiere des Waldes stört dies allerdings sehr und greifen deshalb die Kolonie an. Vier intergalaktische Jäger haben nun die Aufgabe die Suppe auszulöffeln. Neben einem ebenfalls von einem weiteren Spieler gesteuerten, riesigen Monster, das versucht das Kraftwerk und darin befindlichen Generator zerstören, gibt es noch allerhand andere KI-gesteuerte, scheue oder aggressive Kreaturen auf Shear, die die Ausgangsituation komplettieren.

Kommt Zeit kommt Gegenschlag

Die erwähnten KI-gesteuerten Kreaturen können im Sinne des Monsters eine kleine Unterstützung sein, denn auch sie attackieren das Jägerteam und halten es zumindest kurzzeitig in Schach. Das Wort „Können“ ist allerdings bewusst gewählt, denn es steht den verschiedenen Tieren ebenfalls offen, das Monster selbst als Konkurrent im Wald anzugreifen. Die Mechanik des Monsters kann nicht mit einer gewohnten egoperspektivischen Steuerung verglichen werden, dennoch spielt es sich akzeptabel. Rudimentär wäre es vergleichbar mit „Assassin‘s Creed“ (zuletzt: „Assassin’s Creed: Unity“, Ubisoft Montreal, Ubisoft, 2014): Auch dort ist die Steuerung nicht nur auf das Springen und Laufen beschränkt, sondern man klettert Wände hoch und bewegt sich damit vertikal, das heißt auf mehreren Ebenen der Spielkarte.

Evolve - Kraken Reveal Trailer
2K Games, YouTube, 2014

Während des Spielens als Monster bekommt man ab und an den Eindruck, dass die Sichtweise in der dritten Person etwas leidlich für den Spieler ist. Als großes, mächtiges Tier ist es schwer, die kleinen Jäger zu erkennen. Sichteinstellungen, wie die Ich-Perspektive, würden allerdings räumlich gesehen nicht funktionieren: Nach den Erfahrungen der Entwickler würde es des Öfteren zu Verwirrungen kommen, sobald das riesige Monster feststeckt und der Grund hierfür nicht ersichtlich ist; es mache daher nur Sinn dem Monster stets über den Rücken zu schauen. Additiv können die Sinne des Großtiers, vor allem der Geruchssinn, per Knopfdruck aktiviert werden, sodass dadurch alles Relevante um einen herum kurzzeitig verschiedenfarbig markiert wird.

Fähigkeitsfenster des Goliaths
2K Games, 2014

Als Verteidiger des Waldes hat man zu Beginn das schier widersprüchliche Ziel sich von der Fauna des Planeten zu ernähren, um dadurch zu wachsen und größere Macht zu erlangen, sodass sich die Chancen erhöhen, die Spielrunde für sich zu entscheiden. Während der Jagd auf kleines Getier gilt es dabei aufzupassen wohin man tritt, denn scheucht man beispielsweise eine Vogelgruppe auf, registriert das suchende Jägerteam dies am Himmel und weiß, aus welcher Richtung die Hauptgefahr droht - ein Verhalten wie ein Elefant im Porzellanladen sollte tunlichst vermieden werden. Der Faktor „Vorsicht“ sollte der Spieler keinesfalls unterschätzen: Hat man einmal Schaden erlitten, etwa durch das zu jagende, sich wehrende Kleingetier, wird das verlorene Leben zu keinem Zeitpunkt selbstständig wiedergewonnen. Dafür muss vergleichsweise konkurrenzstärkeres Getier erlegt werden; durch das Verschlingen derer füllt sich der Lebensbalken über eine gewisse Zeitspanne hinweg wieder.

Fähigkeitsfenster des Kraken
2K Games, 2014

Das jagende Viererteam wird durch vier verschiedene Charakterklassen gebildet. Jede Klasse unterscheidet sich dabei distinkt: Keine der Klassen ist vollkommen und ist damit auf die anderen angewiesen, was den kooperativen Faktor innerhalb der Gruppe garantiert. Neben dem Schützen gibt es noch den Fallensteller, den Sanitäter und den Unterstützer. Hinter dem Schützen steht ein schießwütiger Charakter, der dem Monster mit seinen schweren Waffen großen Schaden zufügt. Der Fallensteller ist Spezialist darin das Monster aufzuspüren, zu verfolgen und festzusetzen, sodass der Schütze dem Monster zusetzen kann. Der Sanitäter hat getreu seines Namens dafür zu sorgen, dass die Mitglieder der Gruppe am Leben bleiben und jeder Zeit kampfbereit sind. Der Unterstützer ist ambivalent gestrickt: Zum einen versucht er unterstützend zu wirken, indem er Zusatzschaden garantiert. Zum anderen ist er eine nützliche Hilfe, wenn es darum geht Gefahren zu entkommen, indem er aus der Ferne Energieschilde verteilt oder für kurze Zeit Gruppenmitglieder unsichtbar werden lässt.

Evolve - Happy Hunting Trailer
2K Games, YouTube, 2014

Während das Monster versucht Zeit zu schinden, um seine Stärke zu erhöhen, gilt es für das Vierergespann das Monster so schnell wie möglich ausfindig zu machen und zu erlegen. Die Einschränkung für die Jäger ist das Level selbst: Die Karte ist undurchsichtig, zum Teil sehr düster und es leben, wie bereits erwähnt, stellenweise nicht nur scheues, sondern aggressives, KI-gesteuertes Getier im Dickicht, das nur darauf wartet die Gruppe zu attackieren. Ist man zu unvorsichtig, können schon Gruppen solcher Monster ebenfalls das Ende bedeuten. Die Spielmechanik ist auf Seiten des Viererteams klar der bekannten Shooter nachempfunden.

Komplexere Rundenausgänge

Eine Runde in „Evolve“ ist nicht unbedingt zu Ende, sofern das Monster alle vier Teamkollegen nacheinander in einem gewissen Zeitfenster getötet hat. Wenn einer der Jäger das Zeitliche segnet, wird dieser nach einer gewissen Zeit wieder per Raumschiff auf den Planeten geschickt. Solange nur einer der Vier überlebt ist das Spiel noch nicht vorbei, genauso wenn das Monster entkommt und sich regeneriert. Der Spieler des Monsters hat zwei Optionen, wenn er erstmal die Gruppe zerschlagen hat: Entweder er fokussiert den Generator des evakuierten Kraftwerks an, um diesen zu zerstören und dadurch zu gewinnen oder aber er sucht die Übrigen und versucht das Team vollends zu zerschlagen, bevor die bereits Niedergestreckten wieder auf der Karte erscheinen. Letzteres ist nicht einfach, denn eine Karte oder ein Radar besitzt das Monster nicht, die Jäger hingegen schon.

2K Games, 2014

Offene Fragen für ein rundes Konzept

„Evolve“ kann, wenn man so will, als eine Weiterentwicklung des „Left4Dead“-Spielprinzips gesehen werden, denn neben dem kooperativen Aspekt existiert nun ebenfalls der kompetitive Faktor. Es ist ein intensives Versteckspiel, das durch sein neuartiges Konzept des asymmetrischen Mehrspielermodus besticht. Nervenkitzel entsteht durch die Tatsache, dass die Kräfteverhältnisse schlagartig kippen können, sodass aus dem Jäger der Gejagte wird und umgekehrt. Das Jägerteam muss ständig auf der Pirsch sein. Verliert es das Zielobjekt für längere Zeit aus den Augen kann dies Nervosität, wenn nicht sogar leichte Panik erzeugen.

In der Endfassung, so zumindest die Entwickler, wird es zum Start neben einigen Spielemodi drei Großmonsterarten zur Auswahl geben, ebenso gibt es pro Jägerklasse mehrere Figuren zur Auswahl, die sich nochmals untereinander, beispielsweise hinsichtlich Waffenreichweite, -schaden und -auswahl unterscheiden. Da es sich bei „Evolve“ um einen asymmetrischen Mehrspieler handelt, muss das sogenannte „Balancing“, die Sicherstellung, dass Fairness herrscht, extrem gut ausfallen. Das Konzept ist gewagt, und wird sicherlich am Anfang eher skeptisch betrachtet werden: Hat das Monster oder das Jägerteam auch nur einen Hauch des konstanten Vorteils auf seiner Seite, dürfte dies dem Spiel vor dem Hintergrund des gegebenen, zahlenmäßigen Ungleichgewichts, sofort negativ angekreidet werden. Kopfschmerzen bereitet die Tatsache, dass nicht jede Sekunde des Spielens pure Action bedeutet. Mitunter läuft man als Jäger viel im Kreis, weil die eigene Aufmerksamkeit nicht hoch genug ist, um das Monster sofort aufzuspüren respektive einzukesseln.

Des Weiteren stellt sich die Frage, ob für eine Partie stets fünf Spieler gebraucht werden. Wenn dies bejaht wird, könnte dies für das Werk von Turtle Rock Studios zum schnellen Untergang werden, wenn nicht genug Personen gleichzeitig online spielen. Wenn dies jedoch nicht der Fall sein sollte, darf man sicherlich interessiert sein, wie die Entwickler das Lückenproblem lösen werden. Ein Rückschritt im Sinne dessen, dass diese von der KI geschlossen werden, dürfte hoffentlich ausgeschlossen sein. Das Beispiel „Left4Dead“ zeigt klar, dass die einbeschriebene Intelligenz stark limitiert ist und nur dazu führt, dass entweder geschossen oder geheilt wird. Komplexere Handlungen waren nicht möglich und können in „Evolve“ auch kaum realisierbar sein, da jedes Team anders funktioniert und arbeitet. Das Balacing muss sich zusätzlich adaptiv verhalten, wäre ansonsten ein Monster, das vier Jäger in Schach halten kann, bei kleineren Jägergruppen eher unterfordert.

Phil Robb, Mitgründer des Studios, ist sich dieser Balancing-Problematik bewusst: Deshalb sei es Teil der Richtlinien, dass das Spiel täglich von jedem der Entwickler eine Stunde gespielt werden würde. Somit werde Evolve seit circa 3 Jahren getestet, um Fairness auf empirischen Weg im Spiel zu etablieren. Die Entwickler zeichneten während der Entwicklungsphase alle denkbaren Statistiken des Spiel auf, sodass sie stets handfeste Daten hatten, um die gemeldeten Probleme zu überprüfen und gegenebenen falls nach zu justieren.

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