Felix Falk Der Game e.V., seine Aufgaben und Ziele

Kim Sofer Matthias12 Minuten Lesezeit

Übersicht
Dirk Mathesius

Bis 2017 war Felix Falk als Geschäftsführer der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle, kurz USK, tätig, wechselte Anfang 2017 in gleicher Position zum BIU – Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware, der sich wiederum Anfang 2018 mit dem GAME – Bundesverband der deutschen Gamesbranche zusammenschloss und jetzt „game – Verband der deutschen Games-Branche“ heißt. Der Geschäftsführer des game nahm sich die Zeit, um Fragen zur Genese des game, dessen Aufgaben, den anstehenden Herausforderungen und der momentanen Situation der deutschen Videospielbranche zu beantworten.

Kim Sofer Matthias Kim Sofer Matthias Die womöglich naheliegendste Frage vorne weggenommen: Was ist der game – Verband der deutschen Games-Branche e.V.?

Felix Falk Felix Falk Der game ist der Verband der deutschen Games-Branche, der die gesamte Vielfalt, das heißt Unternehmen, Institutionen, die in Deutschland mit Videospielen zu tun haben, unter einem Dach vereint. Ansässig ist der game in Berlin mit der Aufgabe, sich für die Interessen und Ziele der deutschen Games-Branche einzusetzen.

Kim Sofer Matthias Kim Sofer Matthias Vor diesem Jahr gab es mehrere Verbände, die dieses Ziel in Deutschland verfolgten. Welche Gründe gab es für den Zusammenschluss zum game im Januar 2018? Ist der Verband die Reaktion auf eine Problematik und wenn ja, welche Problematik war dies?

Felix Falk Felix Falk Das Zusammengehen der beiden Verbände war überfällig. Als Branche stehen wir vor vielen Herausforderungen. Wir wollen eine ganze Menge erreichen, was aufgrund der großen Herausforderungen geeint mit einer starken Stimme am besten funktioniert. Die beiden Verbände, BIU und GAME, haben zwar zuvor schon eng zusammengearbeitet, der Zusammenschluss war nun der letzte notwendige Schritt. Seitdem Zusammenschluss arbeiten wir als Games-Branche an den Projekten und Aufgaben geschlossen zusammen, die besonders wichtig sind. Das läuft sehr gut und wir sind froh darüber, dass wir mittlerweile mehr als 200 Mitglieder aus vielfältigen Richtungen bei uns haben: Vom Indie-Entwickler bis hin zum großen Publisher, der international operiert, über Hochschulen und Ausbildungseinrichtungen, eSports-Veranstalter und so weiter. Das bedeutet gleichzeitig, dass es spannende Debatten zu einzelnen Themen gibt, die wir in unseren verschiedenen Arbeitsgruppen bearbeiten. Die in diesen Arbeitsgruppen erarbeiteten Ergebnisse werden anschließend von uns in die Öffentlichkeit getragen, um klar zu kommunizieren, wie der Games-Standort Deutschland verbessert werden kann.

Kim Sofer Matthias Kim Sofer Matthias Zuerst bei der USK, nun beim game: Wie unterschiedlich sind die beiden Arbeitsbereiche für Sie?

Felix Falk Felix Falk Es ist definitiv ein Unterschied, denn ich hatte mich bei der USK ganz spezifisch mit dem Jugendschutz und den Risiken von Videospielen befasst. Dieses Thema spielt zwar auch beim game eine wesentliche Rolle, allerdings beschäftige ich mich in meiner neuen Funktion auch mit ganz anderen Themen. Grob umrissen sind das etwa die Chancen des Mediums, dessen Potenziale, die Technologien und Erfindungen, die aus der Games-Branche stammen und auch in anderen Industrien eine wesentliche Rolle spielen, beispielsweise in der Automobilindustrie, in der Medizin oder der Bildung. Zusätzlich habe ich mit dem Schwergewicht der gamescom zu tun, die für die Branche ein unglaublicher Schatz ist, den wir in Deutschland geschaffen haben. Als relativ schwacher Entwicklungsstandort haben wir trotz allem das weltgrößte Event, größer als asiatische oder US-amerikanische Messen. Der game ist Träger der gamescom und gestaltet sie in dieser Funktion gamescom wesentlich mit. Das macht mir viel Spaß und ist eine andere Dimension, verglichen zu meiner vorherigen Tätigkeit.

Kim Sofer Matthias Kim Sofer Matthias Wie und wo ist der Verband in Relation zu Publishern, Entwicklern, Konsumenten und anderen, die zusammen die Videospiellandschaft bilden verortet? Das heißt, welche Position hat der Games Verband und welche Befugnisse, Aufgaben und Verpflichtungen resultieren daraus.

Felix Falk Felix Falk Die beschriebene, große Vielfalt in unserer Mitgliedschaft deckt automatisch verschiedene Aspekte der Branche ab, sei es im Bereich Fachkräfte, Technologie, „Serious Games“, Kommunikation und Jugendschutz, sowie Förderung, Bildung und andere rechtliche Bereiche auf EU-Ebene. Jedes Mitglied hat seine eigenen Interessen und ist deshalb an bestimmten Aspekten unseres Tätigkeitsspektrums mehr und an anderen weniger stark interessiert. Es gelingt uns meiner Meinung nach aber trotzdem sehr gut, diese Vielfalt und die damit verbundenen, verschiedenen Interessen aufzunehmen, egal ob von „großen“ oder „kleinen“ Mitgliedern. Wir kommunizieren sehr engagiert, um aufzuklären, welche kulturellen und wirtschaftlich-innovativen Dimensionen Videospiele haben. Wir erklären und berichten über Studien und Marktzahlen und schaffen somit ein recht umfassendes Bild über die momentane Dynamik der Games-Branche. Dazu kommt die politische Arbeit, die ebenso wichtig ist, weil der Erfolg eines Standorts von dessen Bedingungen abhängig ist. Beispiele wie Kanada, Frankreich und Großbritannien zeigen dies sehr deutlich. Diese Standortbedingungen werden im Wesentlichen von der Politik definiert, weshalb wir momentan sehr viele Gespräche führen, um die Standortbedingungen in Deutschland zu verbessern und somit auf internationaler Ebene nicht den Anschlusses zu verlieren. Wir brauchen die Unterstützung der Politik, um die klaffende Lücke zu erfolgreichen Games-Standorten zu verringern. Die Tatsache, dass andere Länder momentan sehr umfassend innovative Branchen wie Videospiele fördern, bestärkt uns darin, unseren eingeschlagenen Weg, uns vehement für bessere Bedingungen hierzulande einzusetzen, weiterhin zu beschreiten. Meiner Überzeugung nach können wir das genauso gut, wenn wir internationaler vergleichbare Standortbedingungen haben.

Kim Sofer Matthias Kim Sofer Matthias Wie ist im Zuge der angesprochenen gamescom und der Akzeptanz der jungen Kunstform „Videospiel“ der Besuch der Bundeskanzlerin auf der Gamescom 2017 zu deuten?

Felix Falk Felix Falk Es war ein herausragender Moment, sowohl für die Games-Branche als auch für mich persönlich. Ich bin ein großer Politik-Fan und schon lange in diesem Bereich tätig. Die Kanzlerin der Bundesrepublik Deutschland eineinhalb Stunden über die Messe zu führen und mit ihr Games-Themen zu besprechen, war für mich ein persönliches Highlight - aber das nur am Rande. Die Dimension des Besuchs ist für mich das Entscheidende: Wir haben zwar über Jahre hinweg einzelne Fachpolitiker von Games überzeugen können aber dieser Besuch, nicht nur von der Kanzlerin sondern auch von den Generalsekretären der Parteien und über 150 weiterern Politikern war ein riesiger Durchbruch. Wir konnten dadurch eine sehr positive Botschaft über Computerspiele von der gamescom aus in die ganze Welt verbreiten. Die immer noch in Teilen der Gesellschaft anhaltende einseitige Debatte um mögliche Probleme und Risiken von Games hat sich spätestens seit diesem Besuch verändert. Es geht nun darum, stärker auch die Chancen in den Fokus zu nehmen. Das geschieht tatsächlich, denn seit dem vergangenen Jahr rücken Fragen nach einer besseren Unterstützung der Games-Branche in Deutschland zunehmend ins Zentrum. Der Besuch der Kanzlerin ist aber nicht nur eine wichtige Anerkennung für das Medium - manche schrieben sogar von einem Ritterschlag - sondern auch für die vielen Menschen, die tagtäglich Spiele entwickeln: Die Anerkennung ihrer Arbeit, die ihnen zumeist aufgrund von Unkenntnis bis dato verwehrt wurde, wurde Ihnen nun endlich auf höchster Ebene zu Teil.

Kim Sofer Matthias Kim Sofer Matthias Fälle wie „Daniel Vávra“ Anfang des Jahres 2018 oder der Ende Mai 2018 diskutierte Fall um „David Crooks und John Bain“ und die sich verselbstständigenden Anschuldigungen an Außenstehende wie das Entwicklerstudio Bioware bedeuten erheblichen psychologischen Stress. Welche Aufgaben sieht beziehungsweise welche Position nimmt der game bezüglich des Schutzes von Berufstätigen im Bereich der Videospielindustrie ein?

Felix Falk Felix Falk Klar ist, dass wir als Verband der gesamten Games-Branche nicht zu Einzelfällen Stellung beziehen können. In diesen Situationen sind die Unternehmen gefragt, auf die Vorfälle zu reagieren. In unserer Arbeitsgemeinschaft „Fachkräfte“, die sich mit allen Aspekten der Ausbildung und Fachkräfte in Unternehmen auseinandersetzt, findet genereller Austausch zu solchen Themen statt. Zum Beispiel werden Fragen zur Verbesserung des Arbeitsumfeldes im Hinblick auf Neueinsteiger und Etablierte diskutiert.

Kim Sofer Matthias Kim Sofer Matthias Braucht es eine Gewerkschaft für Videospielentwickler?

Felix Falk Felix Falk Das ist eine Frage, die in jedem Staat separat beantwortet werden muss. Momentan gibt es unterschiedliche Entwicklungen in den verschiedenen europäischen Ländern. Für Deutschland kann ich sagen, dass wir seit Bestehen des game eine sehr breite Aufstellung haben und viel Austausch intern haben, auf dessen Ergebnisse Unternehmen und insbesondere deren Mitarbeiter zurückgreifen können.

Kim Sofer Matthias Kim Sofer Matthias Zum zuvor angesprochenen Stichwort Förderung: Warum wurde ein allgemeines Förderkonzept einem selbst definierten, spezifisch auf ein Thema ausgerichteten Konzept, um punktueller und damit präziser zu fördern, vorgezogen?

Felix Falk Felix Falk Die Tatsache, dass Deutschland als Entwicklungsstandort schwach aufgestellt ist – lediglich rund 6 Prozent des Games-Umsatzes in Deutschland werden durch Spiele generiert, die hier entwickelt wurden – erfordert eine allgemeine Stärkung der Spiele-Entwickler. Wenn wir mehr Spiele in Deutschland entwickeln, dann werden auch deutlich mehr Arbeitsplätze entstehen. Zusätzlich dürfte klar sein, dass sobald Videospielfirmen substanziell wachsen, auch Dienstleister oder sogar andere Branchen davon profitieren werden. Unser Förderkonzept setzt genau an dieser Schnittstelle an. Es ist wichtig, dass sowohl kleinere als auch mittlere und große Entwickler gefördert werden.

Kim Sofer Matthias Kim Sofer Matthias Was ist die Idee hinter diesem Kulturtest und warum ist er so betitelt?

Felix Falk Felix Falk Der Kulturtest ist EU-rechtlich notwendig, denn ansonsten würde unser Konzept automatisch im Bereich der Wirtschaftsförderung angesiedelt werden. Der Kulturtest stellt sicher, dass es sich um eine kultur-wirtschaftliche Förderung handelt. England, Frankreich und andere Länder haben deshalb ebenfalls solche Kulturtests, an denen wir uns stark orientiert haben.

Kim Sofer Matthias Kim Sofer Matthias Stichwort Videospiele als Kulturgut und Kunst: Welche Position bezieht der game generell und im Speziellen hinsichtlich des Spannungsfeldes von Kunst und Zensur?

Felix Falk Felix Falk Ohne Zweifel ist das ein riesiges Thema, bei dem man sehr weit ausholen könnte. Kompakt zusammengefasst sind alle Games Kulturgut und viele sind sogar Kunst. Einschränkungen bei der Darstellung bestimmter Themen spielen im Jugendschutz eine wichtige Rolle. Fragen wie „Wo geht eine Zensur zu weit?“ oder „Wo ist die Meinungsfreiheit zu schützen?“ repräsentieren aktuelle Diskussionen, die sich an die Kulturdebatte zeitlich angeschlossen haben. Meiner Meinung nach haben wir in Deutschland ein gutes Maß dafür entwickelt, denn unser Jugendschutzsystem ist so ausgestaltet, dass es einerseits für hohe Qualität steht und andererseits so praxisnah und reibungslos funktioniert, dass wir darauf mit Recht stolz sein können.

Kim Sofer Matthias Kim Sofer Matthias Warum wurde der offene Brief an den IOC-Präsidenten Thomas Bach Ende Mai 2018 verfasst? Ist es dringend oder zwingend notwendig, dass e-Sport olympisch wird?

Felix Falk Felix Falk Ob eSports olympisch sein soll oder muss, steht für mich noch gar nicht fest. Uns ist wichtig, dass es eine offene Debatte gibt, weil wir davon überzeugt sind, dass der klassische Sport von eSports und umgekehrt vieles lernen kann. Ich habe in dem offenen Brief an Herrn Bach eingefordert, dass man sich ohne alte Vorurteile an einen Tisch setzt, um über die Chancen des eSports zu sprechen. In diesem Zuge habe ich ihn auch auf die gamescom eingeladen. Einer der Gründe für diesen Brief ist etwa die Beobachtung, dass auch lokale Amateur-Fußballvereine hohes Interesse daran zeigen, eSports einzubinden, weil sie auf verschiedenen Ebenen, etwa in der Jugendarbeit, eine gute Ergänzung zu ihrem klassischen Angebot sehen. Jugendliche zeigen schließlich großes Interesse an eSports in klassischen Vereinsstrukturen. Leider gibt es in diesem Bereich bisher zu wenige Angebote, was auch an den fehlenden rechtlichen Rahmenbedingungen in Deutschland liegt. Das alles deutet darauf hin, dass klassischer Sport und eSports viel voneinander lernen können.

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