Wo sich „Elden Ring“ (FromSoftware, 2022), „Dead Cells“ (Motion Twin, 2018) und diverse Souls- und Roguelike Titel tümmeln, steckt meistens große Liebe im Sterben. Denn wer immer wieder aufstehen kann und das gerne tut, erntet nicht nur Erfolg in Form von Loot, sondern auch im Skill. In „Corpse Keeper“ haben Spielerinnen nach dem Sterben die Möglichkeit, durch einen innovativen Twist sogar mit stärkeren Charaktern zurückzukehren.
Erschienen am
15. Februar 2023
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Das Erfolgsrezept dieser Spiele besticht zumeist aus einem ausgeklügelten Bewegungs-, Kampf- und Waffensystem und dem damit verbundenen Moveset der verschiedenen „Bosse“ und einer undankbaren Welt, die dich nicht ratlos umherlaufen sehen möchte. „Corpse Keeper“ macht hier keinen Unterschied, es ist genau das, nur ein bisschen …meditativer? Als ich das beim Anspielen der Demo auf der Gamescom 2023 zu Xuan, dem Founder von Thermite Games sagte, schaute er mich an, als ob ich von allen guten Geistern verlassen war, vermutlich hatte er zu diesem Zeitpunkt sogar Recht. Aber es stimmt, denn Corpse Keeper ist nicht nur ein Roguelite mit 3D Seitenperspektive, sondern auch ein Untoten Simulator, bei dem man gemütlich zwischen drin im Verlies (sozusagen die Homebase), Fleisch und Knochen in Särge packen kann, um verheizte Charaktere einfach wieder auferstehen zu lassen.
Wie es dazu kommt, ist eigentlich ganz simpel und wirkt sogar sehr innovativ. Spieler:innen laufen als eine Art Beschwörer durch Dungeons und treffen an bestimmten Punkten auf Gegner, welche wiederum alle durch eigene Waffen, Equipment und einem Moveset bestechen. So entscheidet der Beschwörer automatisch, den ersten Charakter der Riege zu beschwören und die Spieler:innen können direkt übernehmen. Im klassischen Beat Em Up Stil sollen so Kämpfe ausgetragen werden, mit allem was dazugehört: Schlagen, Ausweichen, Kontern und alles im richtigen Moment. Ist der Gegner besiegt, geht es einfach weiter. Verlieren Spieler:Innen allerdings alle beschwörbaren Körper bzw. Charaktere, durch eine Tracht Prügel, wollen die Überreste der verheizten Körper in Form von Knochen und Fleisch wieder zurück im Verlies, bei einer Tasse Tee in Särge gepackt werden. Man spielt quasi die Rolle des Metzgers in beide Richtungen. Die Spieler:innen hacken, die Spieler:innen erschaffen. Sehr meditativ.
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Thermite Games, 2023
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Thermite Games, 2023
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Thermite Games, 2023
Das Spiel erfindet in dem Sinne nicht wirklich das Rad neu, die Spieler:innen laufen mit Seitenperspektive und somit beschränkter Sicht durch Schlauch-Dungeons im PlayStation 1 Grafikstil. Mir wurde persönlich bestätigt, dass es überwiegend für Nostalgie- und Roguelike Fans konzipiert wurde. Was dem System allerdings noch einen gewissen Reiz und Innovation verleiht und auch mich, als Spieler, der dieser Art von Spiel aus Angst vor dem absoluten Game Over und der darauffolgenden Demotivation nie eine Chance gegeben hat, ist die Möglichkeit den gefallenen Körpern beim Wiederaufbau weitere “Zutaten” hinzuzufügen und diese sogar vor Verrottung zu schützen. So sollten Spieler:innen immer eifrig nach Loot in Truhen und gefallenen Gegnern suchen, denn hier verstecken sich nicht nur Power Ups für das hochziehen der gefallen Körpern, sondern auch Pläne für neue Charaktere, welchen wiederum unterschiedliche Waffen und Skills zur Verfügung stehen.
Ein sehr nachhaltiges Roguelite würde man also meinen. Das kommt aber wie immer mit Druck. Mit jeder Rückkehr zum Verlies verlieren Spieler:innen einen von 14 Tagen, bis am Ende alle Levels wieder zurückgestellt werden und das Equipment wie auch die angesammelten Charaktere verloren gehen. Wer also überleben möchte, ist gezwungen, die Spielmechaniken bis ins letzte auszureizen und seinen Kader mit Kämpfern bzw. Körper zu füllen. Ein solches System könnte andere künftige Produktionen dazu inspirieren, neue Gameplay-Mechaniken zu entwickeln, die die Spieler:innen ein bisschen haushalten lassen und somit sogar ihren Spielstil selbst anpassen und weiterentwickeln können.
Ebenfalls sollte angemerkt werden, dass „Corpse Keeper“ von einer Person entwickelt wurde und das Herzblut für diese Art von Spiel nicht nur zu sehen, sondern auch im Gameplay zu spüren ist. In einer Welt voller Spiele Überangebot, bringt also ein einzelner Entwickler mit seinem kleinen, aber beeindruckenden Werk etwas frischen Wind in das Rogue-Lite-Spielgenre. „Corpse Keeper“ ist eine willkommene Abwechslung und ein glänzendes Beispiel dafür, wie Leidenschaft und Kreativität auch in der Welt der unscheinbaren Spiele Großes bewirken.
